Man bat mich,  mal aus der Sicht der Ehefrau schreiben, wie es ist einen Angler geheiratet zu haben. Wie ernst ihr das nehmt, liegt an euch.

Mein Mann und ich lernten uns 2008 kennen. Süß, gutaussehend und leider ein paar Zentimeter kleiner als ich, eroberte er mein Herz. Und dann an Tag zwei sagte er mir, dass er nach dem Angeln zu mir kommen würde.  Warte mal: Was? Angeln?  Entschuldige mal, aber Angeln ist doch nur was für alte Opas die irgendwo an der Wupper sitzen! Wie total unsexy ist das denn? Naja, dank erster Verliebtheit und rosaroter Brille sah ich nur die positiven Seiten (ich muss gerade sehr lachen). Romantische Abende am Wasser, schöne Spaziergänge durch die Natur, er angelt, ich lese, viel draußen an frischer Luft… ach das hörte sich doch einfach himmlisch an. IMG_4236

Jaha , denkste. Nach 8 Jahren Beziehung und inzwischen 2 Jahre verheiratet, kann ich alles sagen, aber romantisch ist Angeln mit Sicherheit nicht. Schlimmer noch: Wenn man mit dem Ehemann spazieren gehen möchte, muss doch bitte ein Gewässer in der Nähe sein. Man könnte ja mal gucken, ob es eine neue Angelstelle werden könnte. Oder man könnte auch mal die Angler kontrollieren. Mein Mann ist ja nicht nur Angler. Nein, er musste ja auch noch Fischerreiaufseher werden und selbstverständlich auch noch Gewässerwart. Erster Gewässerwart versteht sich. In erster Linie heißt es natürlich, dass man als Anglerehefrau den, sonst so von mir geliebten, Sommer über größtenteils alleinerziehend ist. Es heißt fast täglich “Schatz, ich bin noch ein halbes Stündchen angeln”. Wenn das Wetter einigermaßen* mitmacht und der Ehemann pünktlich (also bevor es dunkel wird) Feierabend macht, ist er angeln. Das genannte “halbe Stündchen”, oder gerne mal “Stündchen” genannt, bezieht sich aber auch nur und ausschließlich aufs Angeln. Nicht mit eingerechnet sind: Fahrtzeit, umziehen, Sachen zusammenpacken und Köder besorgen. Also muss man mindestens mit 2 Stunden außer Haus rechnen.
*einigermaßen heisst in diesem Fall: alles außer Tornado und Hagel ist erlaubt, es könnte ja nochmal besser werden

Wenn der Ehemann dann nach Hause kommt, gibt es zwei mögliche Szenarien. Die erste ist die mir liebste: Er hat nichts gefangen. Meistens hat er dann nicht allzu gute Laune aber das gibt sich wieder. Im Gegensatz zu Szenario 2: Er hat Fisch(e) gefangen. Das ist nicht nur schlecht, sondern auch noch eklig. Die Fische werden in der Küchenspüle aufgeschlitzt, ausgenommen, gewaschen und in Tüten verschweißt. Und das Schlimmste: Sie werden alle und sämtlich im Gefrierschrank aufbewahrt. Wenn ich Fisch essen würde, wäre es weit weniger dramatisch. Leider ist das nicht der Fall und das heißt: den ganzen Sommer über sammelt sich der Fisch bei uns. Kurz vorm Platzen des Gefrierschrankes, also wenn nur noch eine Tiefkühlpizza reinpasst, gestückelt versteht sich, ja dann drohe ich ihm alles in den Müll zu werfen. Wo soll ich denn das Essen für die Familie lagern? Also räumt er den Gefrierschrank, in dem mit seinem Kumpanen Fisch räuchert. Das ist in etwa 6 Wochen und 10 Drohungen nach der ersten Androhung alles in den Müll zu werfen.

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Wo wir beim nächsten Thema wären: Räuchern. Der Angler ist stundenlang weg, um den Fisch zu würzen und einzulegen und am nächsten Tag nochmal um zu räuchern und meistens auch noch um da zu essen. Das wäre ja an sich nichts Schlimmes. Aber schonmal gerochen wie die Klamotten nach dem Räuchern riechen? Meistens dauert es mehr als eine Wäsche um das wieder raus zu bekommen.

Habt ihr schon mal Horrorfilme gesehen? Solche wo Maden und Würmer im kühlschrank krabbeln? Willkommen in meiner Realität. Ich muss aber ehrlicherweise sagen, dass die Würmer in Styropordosen aufbewahrt werden, und nicht frei rumkrabbeln bzw. kriechen können. Da ich aber allein die Vorstellung widerlich finde, diese Tiere aber kalt gelagert werden müssen, hatte ich beschlossen das der Ehemann einen eigenen Kühlschrank im Keller bekommt. Allerdings kommt es schon mal vor das diese kleinen Tierchen auch den Weg in Klamotten oder Rucksack finden. Wirklich spannend wenn man Waschen möchte.

Eine meiner Lieblingsgeschichten von meiner Schwiegermutter ist die, wo mein Ehemann als Kind ein Stück Fleisch unter das Wohnmobil seiner Eltern legt. Ob dort absichtlich vergessen oder nicht, kann  man sich jetzt selbst denken. Nach ein paar wunderschönen und warmen Tagen, wunderte sich meine Schwiegermutter über einen bestialischen Gestank. Nach längerem Suchen fand sie endlich besagtes Fleischstück, welches nun über und über mit Maden bedeckt war. Ein Schelm wer hier Böses denkt. Das gehört dann wohl zur Rubrik “wenn mein Kind auch Angler wird”.  Das werden wir wohl erst in ein paar Jahren erfahren. Bis dahin genieß ich die Zeit, dass ich noch Anziehsachen und Spielzeug mit aussuchen darf und das Geld nicht für teuren Angelkram drauf geht.

Habt ihr auch einen Angler zu Hause oder seid ihr vielleicht sogar einer?
Liebe Grüße

Cizoba