Daher kommt wohl das Märchen der “bösen” Stiefmutter

Im Laufe der fast drei Jahre seit denen ich nun Mutter bin, aber ich mich sehr weiter entwickelt. Meine Denkweise, mein Fühlen und mein Handeln haben sich sehr verändert. Bei meiner Stieftochter waren mir damals Dinge nicht so wichtig oder ich hielt sie für Schwachsinn. Also habe ich auch viele Fehler gemacht, was natürlich auch daran lag, weil ich jung war und mir keine Gedanken darüber gemacht habe. Ich hatte ja nicht die Verantwortung. Ich war ja nicht die Mama. Das schlimmste Beispiel ist wohl das Rauchen. Mein Mann und ich haben früher geraucht. Auch in Gegenwart meiner Stieftochter. Ich habe es damals nicht eingesehen was daran so schlimm sein sollte. Und das, obwohl ich selbst als Kind den Rauch abbekommen habe und mich deswegen sogar übergeben musste.

Und dann kommt die Klarheit

Ich wurde schwanger. Ganz ehrlich: es gibt absolut kein Erlebnis im Leben einer Frau, dass einen mehr verändert als ein Herz unter seinem eigenen schlagen zu sehen und sein eigenes Kind in sich zu spüren. Plötzlich ist man mit allem was man tut, verantwortlich für ein anderes Leben. Ein Leben für das man sich bewusst entschieden hat. Ein Leben dass man vom ersten Strich auf dem Schwangerschaftstest, schon mehr liebt als sein eigenes, mehr liebt als alles was man bisher kennenlernen durfte. Da ist sie also, die Liebe, von der die Eltern immer sprechen, aber die man sonst nur in ihren Augen sieht wenn sie ihre Kinder ansehen. Ich verstand plötzlich, warum die Mutter meiner Freundin ihren Sohn, auch nach dem 20. Drogenrückfall wieder glücklich in die Arme schließt.  Ich verstand warum man auch einen Sohn liebt, der wegen Mordes im Gefängnis sitzt. Ich verstand auch das Mamasein, niemals aufgeben, immer für seine Kinder kämpfen und immer da sein heißt.

Ich konnte ein richtiges Miststück werden. Der eine kam und fragte warum ich eine Trage benutze und keinen Kinderwagen und warum unser Kind bei uns im Bett schläft. Der nächste kam und wollte eine Rechtfertigung über die Wahl unseres Geburtsortes. Anfangs verunsicherten mich diese ganzen Fragen, die dann von der gleichen Person auch gerne mehrmals kamen. Warum war es denn so falsch, dass mein Baby kein Wanderpokal ist? Eine Bekannte hatte den Nerv mir vorwurfsvoll mitzuteilen, dass sie das Baby ja noch gar nicht auf dem Arm hatte. Selbst meine damals beste Freundin (kinderlos) hatte ständig Kritik zu äußern.

Aber ich hatte auch Menschen die mich bestärkt haben. Allen voran mein Ehemann. Vom ersten Tag an war er stolz auf mich und bezeichnete mich als “beste Ehefrau und Mutter der Welt”. Er stand immer hinter mir wenn ich mal wieder ein Tränchen verdrückte.  Und da war da vor allem auch mein eigener Papa. Er blieb ganz cool, bei allem was ich erzählte, machte und wollte. Er sagte: “Ich mach mir da gar keine Sorgen. Du bist eine tolle Mama und wirst es toll machen. Und du wirst Fehler machen. Du wirst viele Fehler machen. Das haben wir auch. Aber das muss so sein.”

Das war, neben dem Mut machen unserer wunderbaren Hebamme, das so ziemlich beste und inspirierenste was ich als neue Mama gehört habe. Jeden Tag habe ich mehr und mehr die Einstellung verinnerlicht, das man auf seinen Bauch hören sollte, gerade was seine Kinder angeht. Mit der Zeit wurde es leichter. Die Leute sahen das mein Kind gar nicht so schlecht geraten war, wie sie dachten. Die Leute die behaupteten zuviel Nähe würde mein Kind verwöhnen, verstummten, angesichts meiner lebenslustigen und glücklichen Tochter.

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Fehler machen

Doch auch ich mache Fehler. Wahrscheinlich hunderte am Tag. Wahrscheinlich sogar gerade jetzt wenn ich schreibe. Doch Fehler machen ist etwas echt Gutes. Man muss sie nur erkennen, damit man aus Ihnen lernt. Ich kenne meine Kinder sehr gut. Das bedeutet auch, dass ich ganz genau weiß, welche Situationen ein  bestimmtes Verhalten meiner Kinder auslösen. Das Töchterchen ist gerade mitten in der Autonomiephase. Das heißt: Sie will alles alleine machen. Egal ob sie es kann oder nicht. Man muss als Eltern unendlich viel Geduld aufbringen um diese Phase zu überstehen. Ich habe auch in diesem Fall das Glück auf meiner Seite, denn meine Tochter ist nicht wirklich geduldig. Das hat zur Folge, dass sie mich schnell ruft und ich ihr helfen soll. Wenn wir es eilig habe ist das natürlich gar nicht so schlecht.

Aber es gibt leider eben auch jene Momente in denen ich da stehe und alles auf einmal auf mich einprasselt. Zwei kleine, übermüdete, schreiende Kinder und das eine will sich dann noch alleine die Haare waschen und sich selbst anziehen. Meine Reserven sind dann auch irgendwann aufgebraucht. Ich weiß wie ich reagieren müsste, aber manchmal mecker ich auch einfach zurück oder ignoriere das Geschrei. Erst wenn sie neben mir im Bett liegen, kann ich durchatmen und sie schlafen ein, während ich mit ihnen kuschel. Manchmal fühle ich mich wirklich wie ein Versager weil ich nicht beide zusammen so versorgen kann, wie ich möchte.  Meistens kann ich die Geduld, die ich für meine Kinder aufbringe, nicht auch noch für die Menschen in meiner Umgebung aufbringen. Wahrscheinlich würde ein paar der Leute meinen ich bin leicht gereizt und man darf mich Dinge lieber nicht zweimal fragen. An euch alle: Sorry falls ich euch mal auf den Schlips getreten bin. Ich übe noch den Spagat zwischen genervter Mutter und genervter Frau. Manchmal geht nur eins.

Diesen Artikel reiche ich beim Scoyo Eltern! Blog Award ein.

Einen schönen Sonntag

Liebe Grüße Cizoba