Vor ein paar Jahren, als ich “nur” Stiefmutter war, hatte ich ein einschneidendes Erlebnis welches mich nicht nur später als Mutter prägen sollte, sondern mich auch tagtäglich beruflich begleiten sollte.

 

Meine Mama  und ich waren mit ihrem Lebensgefährten Inlineskaten. Wir zogen unsere Bahnen entlang der Straße, als wir plötzlich zwei Gestalten bemerkten. Eine stand am Straßenrand und eine lag auf dem Boden. Im Näherkommen sahen wir dass es ein Mann und ein, etwa 11 jähriges, Mädchen waren. Ebenfalls beide auf Inlineskatern. Scheinbar war das Mädchen schwer gestürzt, denn sie schluchzte. Ich sah das die linke Wange sehr dick angeschwollen war und dass Blut aus dem Mundwinkel lief. Außerdem wirkte das Mädchen leicht neben der Spur. Also gebrochener (oder ausgerenkter) Kiefer, Gerhirnerschütterung und etlich Schrammen und Schürfwunden, wie ich annahm. Und ich hatte nicht mal mein Handy bei mir. WIr konnten dem Mädchen nicht mehr bieten  als ein Taschentuch.

Der Vater bat uns bei seiner Tochter zu bleiben während er das Auto und seine Frau holen wollte. Das machten wir natürlich auch. Wir halfen dem Mädchen hoch, halfen ihr beim Stehen und redeten beruhigend auf sie ein. Ich hatte einen riesen Respekt vor diesem jungen Mädchen. Es musste schlimme Schmerzen haben und blieb doch so ruhig. Bis das Auto vorfuhr. Als die hintere Autotür aufschwang, drangen panische Schreie einer fremden Sprache an unser Ohr (vielleicht russich oder polnisch). Die Mutter des Mädchens zerrte ihr verletztes Kind auf den Rücksitz und schrie währenddessen immer wilder. Das Mädchen fing ebenfalls panisch an zu weinen. Die Autotür wurde zugeknallt und der Vater fuhr mit quietschenden Reifen los. Wir blieben sprachlos zurück.

Was mir diese Geschichte vor allem gezeigt hat, ist, dass ich niemals eine panische Mutter werden wollte, die ihrem Kind unnötig Angst macht. Ich war schon immer der geduldigere, ruhigere Mensch wenn es um Gefahrensituationen geht. Ich lernte nach diesem Ereignis nur noch mehr, mir erst einen Überblick zu verschaffen, bevor ich handelte. Ich hoffte sehr dass ich dieses ruhige Vehalten auf mein zuküftiges Kind übertragen könnte.

Meine Tochter hatte in ihrer kurzen Zeit, als sie noch nicht mal laufen konnte, diverse Unfälle. Mit der Zeit lernt man immer besser mit solchen Situationen umzugehen und z.B. am Schreien zu erkennen wie schlimm etwas ist. Ich fasse mal meine Strategien zusammen wie ich mich versuche zu verhalten wenn mein Kind sich verletzt:

  • Ruhig bleiben
  • Solange ein Kind weint, lebt es! Alles andere bekommt man irgendwie wieder hin
  • das Kind in/auf den Arm nehmen, leise beruhigend mit ihm sprechen
  • man sollte sich, wenn man das Kind tröstet, von nichts ablenken lassen
  • wenn das Kind sich einigermaßen beruhigt hat, die Verletzungen begutachten
  • Verletzungen behandeln
  • vor allem bei Kopfwunden auf das Verhalten des Kindes achten, Schwindel, Übelkeit und Desorientierung sind ernstzunehmende Zeichen einer Gehirnerschütterung
  • bei Blutungen und Schwellungen ist Kühlen immer ein gutes Mittel (Achtung nicht zu kalt sonst droht Gefrierbrand)
  • wenn man in solchen Situationen unsicher ist sollte man erwägen einen Erste-Hilfe-Kurs (für Kinder) zu machen oder aufzufrischen, dort ist man für die größten Notfälle geschult
  • ein Ritual entwickeln, hilft den Kindern sich bei Verletzungen schneller Trösten zu lassen (z.B. Kuss auf das “Aua”, pusten etc.)

Ich weiß das klingt hart, aber es ist wichtig das man sich vor Augen führt das Weinen im Fall von  Verletzungen nichts Schlechtes ist. Schlimmer wäre es, man hört einen großen Knall aber kein Laut mehr vom Kind. Wenn man dann in Panik gerät ist es für die Situation zwar genauso wenig zuträglich aber das Kind bekommt nichts davon mit. Auch in solchen Fällen gilt natürlich: Ruhe bewahren!

Wir geben unseren Kindern ein Kuss auf die verletzte Stelle (bei Blutungen natürlich daneben). Im Laufe der Zeit hat sich das so bei unserer Tochter gefestigt, dass oft ein Kuss auf die betreffende Stelle, ausreicht, um getröstet zu sein. Wenn man es schafft ruhig zu bleiben ist man sogar ein Schmerzmittel für das Kind. In einem Artikel habe ich gelesen das Kinder 50% weniger Schmerzen empfinden wenn die Mama (oder die Hauptbezugsperson) anwesend ist. Den Artikel werde ich nachreichen wenn ich ihn gefunden habe. Hier sind noch ein paar interessante Links zum Thema Schmerzen bei Kindern:

Studie (2014) über die Auswirkungen von der Anwesenheit der Mutter

Gegenwart der Mutter lindertt Schmerzen

Fernsehen als Schmerzmittel

Das Verbalisieren von Schmerz- Mini and Me

Und wie geht ihr mit solchen Situationen um?

 

Eure Cizoba

 

 

 

 

 

Anmerkung: Ich bin mir durchaus bewusst das es in wenigen Fällen auch schlimmer kommen kann. Dieser Artikel soll nur ein Leitfaden sein um Eltern zu helfen mit ernsten Situationen ruhiger umzugehen.