Lange bevor ich meine Kinder bekam, war ich im WWW unterwegs. Zu der Zeit habe ich mir weder Gedanken über Fotos noch über persönliche Datenverbreitung im Netz gemacht. Das ging sogar so weit dass ich (und mein Mann) Fotos seiner Tochter veröffentlichte. Bevor ich meinen Mann kennenlernte hatte ich sogar Fotos mit tiefem Ausschnitt etc. veröffentlicht. Im Laufe der Jahre hörte man immer mehr davon dass Fotos nur für teures Geld aus dem Internet gelöscht werden könnten, wenn überhaupt.
Also fing ich an mir Gedanken zu machen. Fotos mit Ausschnitt gab es sowieso nicht mehr. Da hatte mein Mann das Exklusivrecht drauf. Aber was war mit den Fotos seiner Tochter? Hatte ich ein Recht darauf sie zu veröffentlichen? Was ist wenn ich selbst Kinder habe? Ich sprach mit Freundinnen darüber. Wie dachten (denken) sie über Fotos im Internet? Schlussendlich stellten wir uns eine elementare Frage: Will ich dass fremde Menschen, Bilder meiner (Stief) Kinder hat?
Die Antwort war natürlich einfach. Nein, wollte ich nicht! Die Konsequenz meines Denkens, war dass ich sämtliche Fotos von meiner Stieftochter aus dem Internet löschte. Ab da stellte ich auch nie wieder Fotos meiner Stieftochter ins Internet. Zu mindestens keine wo man sie drauf erkennen konnte.
Meine Meinung wurde auf eine harte Probe gestellt. Ich bekam eine wunderschöne, süße Tochter. Und da ich so unglaublich stolz auf dieses kleine Mädchen war, wollte ich es unbedingt mit der ganzen Welt teilen. Also veröffentlichte ich zu Geburt ein Foto von mir und meiner Tochter. Allerdings konnte man sie darauf nicht richtig erkennen. Das war das erste und einzige Foto das ich von ihr gepostet habe. Ansonsten sieht man vielleicht mal ein Bein oder einer Hand aber niemals ihr Gesicht. Genauso halte ich es natürlich mit meinem Sohn und meiner Stieftochter.
Den meisten Eltern geht es ja darum stolz der Welt, ihre Kinder präsentieren zu können. Manche wollen einfach nur viele “Likes” erhalten und wiederum andere wollen einfach der Familie und den Freunden zeigen was sie so treiben. Personen die verstärkt im öffentlichen Leben stehen zeigen vermehrt ihre Kinder nur teilweise oder versuchen sie ganz aus dem öffentlichen Leben fern zu halten. Auf dem Blog Von guten Eltern sind beispielsweise Fotos mit den drei Kindern vorhanden, aber ich habe nicht eins gesehen wo man sie drauf erkennen könnte.
Ich denke warum Menschen gerne ihre Kinder aus der Öffentlichkeit heraushalten, ist offensichtlich. Sie wollen sie schützen. Mal angenommen eine Mutter hat 200 Freunde auf Facebook. Nun veröffentlicht diese Mama ein Foto der Tochter und verlinkt zusätzlich den Papa der Kleinen. Papa hat ebenfalls 200 Freunde. Zusammen macht das also mal eben 400 Leute die dieses Kinderbild sehen. Und damit das nur diese 400 Leute sehen, müssen beide Eltern ein privates Profil haben. Sonst sehen es unbegrenzt viele Menschen auf der ganzen Welt. Kinderfotos sind ja relativ beliebt bei Likern. Also bekommt das Bild mal eben 100 Likes (mehr oder weniger). Und jetzt kommt das eigentliche Problem. Wie wahrscheinlich ist es wohl schon, dass von den 400 Freunden der Eltern auch nur einer mit pädophilen Neigungen ist? Wenn man die Likes des Bildes dazu nimmt erhöht sich die Zahl der Menschen, die dieses Bild sehen können, um ein Vielfaches. Denn: Jeder Freund der geliked hat, hat wieder Freunde die das gelikte Foto sehen können. So gelangt man mal eben auf über 10.000 Menschen die diese Kinderbild sehen können. Und? Wie wahrscheinlich ist es jetzt dass einer von denen das Bild speichert und auf einer Kinderpornoseite hochlädt? Und wie wahrscheinlich ist wohl dass derjenige über Fotos und Freunde herausfindet wo das Kleine Mädchen wohnt? Um mal einen Einblick zu bekommen: Diese Facebookseite versucht den Menschen zu zeigen wie leicht man an die Kinderfotos kommt und sie mit dem Umgang der Fotos zu sensibilisieren.
Mein Ehemann möchte genauso wenig wie ich, dass Bilder unserer Kinder im Internet landen. Das Problem war nur dass alle möglichen Menschen dachten sie dürften einfach Fotos seiner großen Tochter im Internet verbreiten. Wohlgemerkt: seiner großen, pubertierenden Tochter. So kam es dass neben Kinderfotos auch Bikinifotos von ihr auftauchten. Er war jedoch der Ansicht er könne nichts dagegen tun. Nur war er da im Irrtum. Wie man beispielsweise hier nachlesen kann, obliegt das Recht den Eltern, zu entscheiden ob und welche Fotos des Kindes veröffentlicht werden dürfen. Mein Mann wurde allerdings erst aktiv, als eine Person, die Rechte Bilder und Texte veröffentlichte, ein Foto mit ihr postete. Er hat es geschafft das so ziemlich alle Fotos von ihr aus dem Netz gelöscht wurden.
Mein persönliches Fazit: ich kann meine Kinder nicht vor der ganzen Welt beschützen. Aber ich kann sie zumindest davor beschützen, dass ihre Fotos im Internet missbraucht werden oder sogar Jemand herausfindet wo sie in den Kindergarten oder in die Schule gehen. Oder vielleicht später ein zukünftiger Chef peinliche Fotos findet. Mal ehrlich: wir wissen doch alle dass unsere Kinder die tollsten, schönsten und süßesten Kinder der Welt sind. Muss ich dafür Fotos veröffentlichen? Hab ich so wenig Selbstbewusstsein das ich ein Like von Fremden brauche?
Die Seite Zuerst denken- dann klicken hat ebenfalls einen interessanten Artikel zu dieses Thematik herausgegeben. Generell sollte man diese Seite unbedingt liken. Sie prüfen so ziemlich alles was einem im Internet gefährlich werden kann. Egal ob dubiose Emails, Vermisstenanzeigen, Kettenbriefe oder unintellligente Statusnachrichten, Mimikama.at hat den Durchblick! Einfach mal reinsehen. Aber das nur nebenbei.
Wie denkt ihr über eure Kinder im Netz?
Liebe Grüße
Cizoba
Ein guter Artikel.
Auch meine Jungs (2+4) finden sich im Netz nicht wieder. Das hat aber einen noch viel banaleren Grund, als sie zu schützen: Nämlich ihre Rechte als solches. Es steht mir nicht zu, zu entscheiden, ob ihre Bilder irgendwo für alle ersichtlich sind. Außerdem geht es die Leute, die uns zuhause nicht besuchen bzw., mit denen man sich nicht trifft, auch nichts an, wie die Kinder aussehen. Klingt drastisch, ist aber so.
Natürlich kann man seine Kinder nicht vor allem schützen, da hast du vollkommen recht. Genauso im Recht bist du aber auch damit, festzustellen, dass man sehrwohl immer die Möglichkeiten hat, Einfluss zu nehmen und sich aktiv für die Interessen der Kleinen und Halbgroßen und auch ganz Großen einsetzen kann und muss.
In meinem Bekanntenkreis, der dörflichen Spielplatzrunde quasi, finden sich auch Eltern, die bereitwillig all die Bilder ihrer Kinder auf Facebook präsentieren. Ich habe allen Relevanten ganz deutlich meine Meinung dazu gesagt – mit dem gewünschten Ergebnis: Die Bilder, die sie hochladen, sind frei von meinen Jungs.
Ich denke, gerade dieses Thema, sollte man mit seinen Bekannten frühzeitig durchsprechen. Meist wird sich natürlich nichts Böses dabei gedacht, ein Bild aus einer Spielsituation zu posten – klar. Nur dadurch, dass etwas nicht böse ist, wird es auch nicht automatisch gut.
Liebe Grüße vom sonnigen Rhein
Sebastian
Natürlich sind mir die Rechte meiner Kinder ebenso wichtig. Aber in diesem Fall überwiegt einfach der Schutz. Meine Stieftochter ist elf. Und bald darf sie selbst Posten wenn sie das möchte. Zur Zeit hat sie ein striktes verbot auch nur ein Foto von sich zu posten. Da sie einen Instagram Account hat, wird sie auf eine harte Probe gestellt. Das Profil ist zwar privat aber sie nimmt ohne Probleme jeden an, egal ob sie denjenigen kennt oder nicht. Das bereitet mir natürlich Sorgen das sie trotz unserer Einstellung so sorglos damit umgeht. Das nächste Thema ist für mich nämlich wie ich meinen Kindern beibringe Medien richtig zu nutzen und sich zu schützen. Liebe Grüße von der endlich mal sonnigen wupper
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