Als mich die Panik besuchte und mich die schlechteste Mutter der Welt nannte…

Selten gibt es Momente im Leben, die so schlimm sind, wie dieser eine jetzt. Er könnte durchaus schlimmer sein. Aber darüber will ich gar nicht erst nachdenken. Ich habe den schlimmsten Fehler begangen, den man als Mama machen kann. Aber mal von vorne.

Einmal wickeln bitte 

Ich habe die Kinder normal aus dem Kindergarten geholt. Das einzig Ungewöhnliche war, dass das Söhnchen einen Freischwimmer in dem winzigen Teich im Kiga machen wollte. Also musste ich ihn in kalten Wechselsachen mitnehmen. Zu Hause bemerkte ich einen merkwürdigen Geruch, den das Söhnchen verteilte. Als ich ihn wickeln wollte, schluckte ich erstmal. Der Inhalt der Windel, war schwarz- grau und teilweise unverdaut und der Geruch spottete jeder Beschreibung. Ich fand das sehr merkwürdig, wollte aber erstmal abwarten, weil es ihm gut ging.

Wickeln die 2. 

Irgendwann kam der Papa. Wir unterhielten uns, räumten auf und machten halt irgendwelche Sachen. Gegen 17 Uhr stieg mir erneut der merkwürdige Geruch in die Nase. Alarmiert schnappte ich das Söhnchen und wickelte ihn. Es war wieder das gleiche Ergebnis. Schwarz- Grau und zum Teil unverdünnt. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Ich wusste das irgendwas nicht stimmte. Schwarzer Stuhl bedeutet oft eine Blutung im Magen- Darm- Trakt. Ich untersuchte die Windel und fand eine Knopfzelle (kleine Batterie). Mir wurde schlagartig schlecht und mein Mann fing an zu meckern.

In Stresssituationen einen kühlen Kopf bewahren

“Toll, Schatz! Weißt du eigentlich, was da hätte passieren können? Das heißt wir können jetzt ins Krankenhaus fahren!” Ich wies ihn darauf hin, dass er zum Zeitpunkt als er die Batterien geschluckt haben musste, ebenfalls zugegen war. Sofort wusste ich, dass die Knopfzellen aus einer Puppe waren, die ich am Vorabend auf den Tisch gelegt hatte. Ich dachte es wären drei. Mein Mann fand noch zwei in der Windel und suchte nicht mehr nach einer vierten. Als ich runter ging um die Puppe anzusehen, wurde mir noch schlechter: es waren doch vier Batterien gewesen. Also fehlte eine.  Ich versuchte unseren Kinderarzt anzurufen, aber der AB teilte mir mit, dass ich außerhalb der Sprechzeiten anriefe, die montags bis 18 Uhr gingen. Ich legte auf, sah auf mein Handy und stellte fest, dass es erst 17:20 Uhr war. In der Annahme ich habe es mir vielleicht eingebildet, rief ich erneut an. Mit dem gleichen Ergebnis. Enttäuscht und sauer rief ich die Giftnotrufzentrale in Bonn an. (Hier findet ihr die Nummern der Giftnotrufzentralen)

Giftnotruf

Nach mindestens 5 Minuten Wartezeit, hatte ich endlich jemanden am Telefon. Ich erklärte ihm, dass mein Sohn Batterien geschluckt hatte. Bevor ich mit der Erklärung fertig war, kam “Herzlichen Glückwunsch, sie müssen sofort ins Krankenhaus.” Ich unterbrach ihn und erklärte, dass wir bereits drei Batterien gefunden haben. Daraufhin meinte er, er würde aufgrund des schwarzen Stuhls heute noch in die Notaufnahme fahren, da es auch mal Blutungen sein können, ich solle aber nicht in Panik verfallen, da es ihm gut gehe wird es nichts Ernstes sein.

Ab in die Notaufnahme

Ich begann panisch zu werden, die Schuldgefühle und Ängste fraßen mich auf. Ich stellte mir vor, wie irgendwelche Batteriesäuren mein Kind innerlich verletzten oder er doch noch zusammenbrach. Als ich kurz davor war, das Töchterchen anzubrüllen, weil sie nicht kapierte, welche Schuhe sie anziehen sollte, sah ich das Söhnchen an. Er legte den Kopf schräg, sah mich an und lächelte sein schönstes Lächeln. Mir wurde deutlich bewusst, was gerade passierte. Würde ich mich nicht unter Kontrolle bekommen, würde sich meine Stimmung auf die Kinder übertragen, und das musste unbedingt vermieden werden. Also lächelte ich zurück, atmete tief durch und wir fuhren zu viert ins Krankenhaus. In der Notaufnahme war vor uns ein Kind das ganz gut aussah und viel herumlief. Aber die Eltern hatten eine Schüssel dabei, was auf Erbrechen hindeutete. Nach uns kamen noch Eltern mit Baby und fieberndem Kleinkind. Das hieß für uns, die Kinder durften nicht in die Nähe der anderen. Wir mussten ca. eine Stunde warten, bis die Familie vor uns aufgerufen wurde und noch einmal eine Viertelstunde bis wir rein durften.

Zum Zeitvertreib sind wir durchs Krankenhaus gewandert

Die Kinder rannten über die Flure und spielten zusammen. Kurzzeitig konnte man sogar vergessen, warum man da war.

Das sagt der Arzt

Der Notarzt machte in seinen Sneakers, einen ganz passablen Eindruck. Irgendwie schaffte ich es bei der Erklärung ein paar Sachen zu verdrehen. Als der Arzt dann, dank der Unterstützung des Ehemannes, kapierte was passiert war, stellte er uns ein Zimmer in Aussicht. Vom Söhnchen sollte eine Röntgenaufnahme gemacht werden und anschließend der Stuhl untersucht werden, ob Blut drin ist. Er erklärte uns, dass gerade diese kleinen Batterien sehr gefährlich seien, weil sie eine elektrische Spannung hätten, die kleinste Blutungen verursachen können. Zur Sicherheit würde er aber nochmal den Giftnotruf anrufen. Er rief in Berlin an. Vorher untersuchte er ihn noch. Er fing zwar an zu weinen, aber er hatte keinerlei Beschwerden und es ging ihm super.

Das Ende vom Lied

Der Giftnotruf in Berlin, war laut Aussage des Arztes sehr entspannt. Wir sollten nach Hause fahren.

“Nach 24 Stunden sei keine Röntgenaufnahme indiziert. Die Stuhlverfärbung kann durch austretende Elektrolyte erklärbar sein. Kein Krankheitswert. Keine Aufnahme indiziert. Eltern sollten für 5 Tage den Stuhl untersuchen, falls keine weiteren Knopfbatterien auftauchen, sollte geröntgt werden.”

Sehr erleichtert fragten wir den Arzt, was wäre wenn wir die andere auch noch finden würden? Er meinte dann wäre alles in Ordnung. Ich muss ja nicht erwähnen, dass das erste was mein Mann tat, als wir zu Hause waren, die erneute Untersuchung der Windel war? Glücklicherweise fand er sie dann auch. Ich habe meinem Sohn versprochen, dass er was ganz tolles zum 18. Geburtstag bekommt. Vielleicht auch seine ersten grauen Haare und Omeprazol gegen Magenschmerzen und Übelkeit. Die verspüre ich selbst jetzt noch. Im Nachhinein war wieder alles halb so schlimm. Glücklicherweise…

Hattet ihr auch schon mal Glück im Unglück mit euren Kinder und ein paar graue Haare mehr?

Liebe Grüße

Cizoba