Wir hatten, vor mehr als vier Jahren, eine wunderschöne Geburtshausgeburt unserer Tochter. Ein Satz meiner Hebamme, der mir nie aus dem Kopf ging, war: “So lange wie du alleine zu Hause warst, wärst du perfekt für eine Hausgeburt gewesen.” Aber in einer Mietwohnung konnten und wollten wir kein zweites Kind und schon gar keine Hausgeburt. Also wurde dieses Thema erstmal hinten angestellt. Sehr zu meinem Verdruss. Ich hatte inzwischen das Gefühl, dass dieses zweite (sein drittes) Kind überlebenswichtig war. Meine Gefühle waren ohne Zweifel sehr befremdlich und fast schon zwanghaft.

Der Hauskauf

Wir waren schon länger auf der Suche nach einem Haus. Dank meinem Mann und meinen Schwiegerleltern unterschrieben wir fast ein Jahr nach der Geburt unserer Tochter, den Kaufvertrag. Kurz darauf ging ich wieder arbeiten und die Frage nach dem zweiten Kind stelllte sich erneut. Wir entschieden uns es sofort zu versuchen. Erstens wird man eh nicht sofort schwanger und selbst wenn: Angepackt und gearbeitet habe ich beim Töchterchen selbst im neunten Monat mit starken Ödemen etc.

Am 1. Februar hatte ich den positiven Test in meiner Hand. Den ganzen Februar über, renovierten wir im Eiltempo mit Freunden und Schwiegereltern unser Haus. (Eiltempo, weil mein Mann nur die 4 Wochen Urlaub hatte). Anschließend verlebten wir eine schöne und glückliche Schwangerschaft im Eigenheim und oft auch im Chaos. Aber ich hatte trotz Hochsommer und Hitze keine Ödeme und es ging mir auch sonst, fast immer, sehr gut.

Geburtsbeginn

Wir wollten unseren Sohn unbedingt in einer Hausgeburt bekommen. Unsere Hebamme war dieselbe, wie schon bei unserer Tochter. Mit ihr war auch alles besprochen. Und dann kam der 1.10. (ET) und ging. Mein Opa lag nach einem spontanen Oberschenkelbruch und Op auf der Intensivsation. Ich war hin und hergerissen, weil ich zu meinem Opa wollte, aber gleichzeitig mein Baby kommen sollte. Unsere Tochter blieb bei mir zu Hause, was mir unheimlich gut tat. Wir verbrachten viel Zeit zusammen und irgendwann kam ich an. Egal was mit meinem Opa passierte, ich konnte es nicht ändern. Am 5. Oktober besuchte ich ihn zum letzten Mal. Am 7. Oktober begannen die Wehen. Mein Mann schlief mit unserer Tochter im Bett und ich bekam nach und nach immer mehr Wehen. Vorsichtshalber schrieb ich meiner Hebamme. Schlafen konnte ich von ca. 0:00Uhr bis 2:30 Uhr. Danach begannen wieder die Wehen und wurden heftiger. Morgens um 8:35 Uhr schlief meine Familie immer noch. Gegen 9 Uhr rief ich meine Hebamme an, da eine Nachricht nicht angekommen war. Ich hatte immer noch unregelmäßige Wehen ca. alle 7 min. Als meine Hebamme dann kam, kam auch die Ernüchterung. Der Kopf war immer noch abschiebbar und der MM erst bei 1cm.

Und jetzt?

Ich bekam einen Tee mit homöopatischen Kugeln. Nach jeder Wehe sollte ich davon trinken. Nach 17 Uhr waren die Wehen stärker und ich musste sie sogar schon veratmen. Ich entschied mich dazu in die Wanne zu gehen, da das bei unserer Tochter auch schon Wunder bewirkt hatte.  Als ich wieder aus der Wanne kam, war meine Hebamme erneut da. Es hatte sich nichts am MM getan. Langsam war ich echt verzweifelt. Ich hatte Wehen und der MM öffnete sich nicht und zu allem Überfluß hatten am nächsten Tag mein Schwiegervater und mein Schwager Geburtstag. Ich wollte nicht, dass unser Sohn sich einen Geburtstag teilen muss. Mir war also echt zum Heulen zumute. Auch die aufmunternden Worte meines Mannes und meiner Hebamme, halfen mir da nicht. Wir entschieden, dass ich zwei Zäpfchen nehmen würde (unter anderem Buskopan, krampflösend) und danach in eine Badewanne mit Nelkenöl gehen würde.

Ich hasse kaltes Baden. Mein Mann meinte es gut und ließ vieel zu heißes Wasser in die Badewanne. Allerdings war es nur zweitrangig, da ich eben mitten in den Wehen war. Irgendwann hielt ich die Hitze und die Wehen nicht mehr aus und wollte raus. Wir wechselten ins Schlafzimmer, doch egal was wir dort probierten, ich hielt es nicht aus. Zwischenzeitlich musste ich mich sogar übergeben. Nur mit meinem Handtuch im Bett, versuchte ich mich auszuruhen und Kraft zu schöpfen. Mein Kreislauf war durch das heiße Bad total im Keller und eigentlich gar nicht in der Lage so körperliche Arbeit zu leisten. Plötzlich sagte meine Hebamme wir sind schon bei 7 cm Öffnung. Die Fruchtblase platzte in einer Wehe und mir war es wichtig, dass auch laut auszusprechen. “Blase platzt” war jedoch alles was ich in der Wehe herausbkam. Ich verstand es nicht so wirklich, da vor der Wanne gar nichts war und eine halbe Stunde später schon 7 cm. Eine Wehe später sagte sie, ich solle mich entscheiden wo das Kind kommen soll. Seitlich liegend im Bett oder vorm Bett oder eben wo ich hinmöchte. Ich brauchte aber eine weitere Wehe  um zu kapieren, was sie da gesagt hatte und fing an zu wimmern, weil ich dachte ich habe keine Zeit mehr. Sie beruhigte mich und sagte ich solle nach der Wehe einfach aufstehen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und beamte mich quasi vors Bett.

Kaum kniete ich vorm Bett durfte ich auch schon pressen. Meine Hebamme entfernte die Nabelschnur um den Hals und ich nahm meinen Sohn auf dem Arm. “Bist du aber hübsch”. Mein Mann und unsere Tochter waren die ganze Zeit über seitlich am Bett geblieben. Mein zweiter Blick galt allein ihr. Sie streckte sofort, mit großen Augen, die Arme aus. “Mama, Baby, Arm.” Da, die Nabelschnur jedoch noch auspulsierte, musste sie sich mit Kuscheln begnügen.

Unser Sohn war 55cm groß, 4350g schwer und hatte einen Kopfumfang von 37cm und ist spontan zu Hause zur Welt gekommen.

Liebe Grüße

Cizoba